23:41 Sie ist endlich da! Die Ape. Mein kleines Gefährt, das in Zukunft die solidarischen Landwirtschaften von Bayern abgrasen soll, mit dem Wanderkobel am Buckel. Der erste Eindruck nach längerer Fahrt: nicht so der Sprinter, wie ich es mir vorgesteltlt habe. Bleibt sie doch gut unter den zulässigen 65kmh. Auch das Schalten ist gewöhungsbedürftig. Kein synchronisiertes Getriebe bedarf des Zwischengas. Ich habs noch nicht raus. Aber: in der Stadt ist sie flott dabei. Und bei schönen Wetter mit dem Arm am Fenster gelehnt, ist Landstraße fahren gleich Landschaft aufsaugen. Also alles super? Wir werden es sehen. Die kleine Ape muss noch zeigen was sie kann.
17:21 Da es sich bei dem Vorhaben um ein Experiment handelt in sozialer und räumlicher Hinsicht, darf auch das Bauliche nicht fehlen. Bin ich mir doch unsicher, ob die konstruktiven Lösungen für den Kobel allen Witterungseinflüssen standhält. Mit der Zerlegbarkeit macht man es sich, so toll es ist umzuziehen, auch nicht leicht. Begonnen bei den Verbindungen, dem begrenzten Gewicht der Teile und der Dachabdichtung die reversiebel sein muss. Also wieso sich nicht die Not zur Tugend machen? Schnell stand fest, wie es in der Archtektur bei experimentellen Bauvorhaben üblich ist, dass ich alles mit Sensoren vollstopfe. Von der Maximallösung habe ich mich verabschiedet, aber jeder kritische und für das Gesamtbild wichtige Punkt soll gemessen werden. In meinem Fall die Feuchtigkeit und die Temperatur. So kann bei einer Leckage das Bauteil geöffnet werden und der Mangel untersucht und behoben werden. Wenn man sich auf Neuland bewegt, eine feine Sache. Gleichzeitig zeichnen die erhobenen Daten auf wie sich das Gebäude bei verschieden Witterungen verhält und gibt Auskunft über das Nutzerverhalten, so z.B. wann geheitzt oder gelüftet wird. Der Spaß ist nicht mal all zu teuer, kostet doch ein Rasberry Pi nicht mal 50 Euro und ein Sensor für Temperatur und Feuchtigkeit jeweils ca. 5 Euro. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann die Wetterstation, die noch Windgeschwindigkeit, -richtung und Niederschlag misst. Dann wären wir bei weiteren 100 Euro. Natürlich muss das ordentlich Verkabelt werden und schon in der Planung berücksichtigt sein. Das ist noch lange kein SmartHome, was ich auch nicht will, aber eine solide Forschungsgrundlage. Ich hoffe ich kann Euch bald aus meiner Forschungsstation digital zuwinken und grüße Euch derweil aus dem angeschlossenen Funkstudio.
07:16 Ich wollte mal auch was über die Statik sagen. Hab ich doch dieses Fach lange genug belegt und nie so richtig verstanden. Aber wenn man eine Notwenidigkeit hat, fällt es einem auf einmal leicht. Vielleicht stimmt nicht alles im Detail, aber ich habe ein Ergebnis bekommen, dass mir Sicherheit gibt, die Querschnitte richtig zu dimensionieren. Zuerst aber die Vorgaben und Lastannahmen die nötig sind: Trägerlänge 2,00m, Dachneigung 37,8° DN, Strebenneigung 45°, Dachfläche 8,7m2, Windangriffsfläche 6,8m2, Nutzfläche 8,9m2.
Die zu bestimmenden Lasten:
Fschnee
FNutz
Fwind
Fg
Alle Teile zu rechnen ist vorbildlich, aber mir langt es nur die kritischen Stellen zu berechnen, nämlich an denen, wo die Stützfüße festgemacht sind. Hier ist der einzige Punkt wo die Kräfte nicht an den Verbindungspunkten der Dreiecke eingeleitet werden, sondern im Feld. Die entstehenden Momente muss der Träger aufnehmen, was Biegung verursacht und im schlimmsten Fall Bauteilversagen. Die gute Nachricht ist, das Holz hält die auftretende Spannungen aus. Was zunächst nicht gepasst hat, ist die zulässige Durchbiegung. Deswegen kam die Entscheidung, die Unterseite mit Platten zu verschalen und gut miteinander zu verschrauben, um einen Plattenträger auszubilden. Weil ich nur einfache Statik kann, habe ich das vereinfacht gemacht mit den Methoden die mir zur Verfügung stehen. Ausgehend von dem schlechtesten Fall. Analog dazu ist auch auch die Berechung der Stützenquerschnitte. Es wird ein Querschnitt angenommen und mit den daraus resuliternden Werten gerechnet. Passt es nicht, kann man die Wandstärke der Rohre vergrößern oder den nächsten Durchmesser wählen.
Die Reihenfolge der Stützenberechung:
Lasten horizontal/vertikal
Lasten Stütze – Stützlast, Strebenzug
Statisches System – Knicklänge
Querschnittswerte A, Wy, Iy
Spannungsnachweis
Alles kann ich leider nicht erklären, habe ich doch mehrere Semester selbst gebraucht, um es einigermaßen zu verstehen. Aber ist man drin, ist es nur noch halb so schwer. Denn soll sich alles nicht mehr bewegen so spreche man die Zauberformel: „Die Summe aller Momente ist gleich null.“ Und siehe da – es steht.
Samstag 25. Mai 2024 – Maria-Luiko-Straße 09:15 Thema aktuell: Warten auf Holz. In der Zwischenzeit arbeite ich an den Plänen weiter. War sogar am Bauplatz und habe zwei Tage auf dem Hof probegewohnt. Es hat mir einen Eindruck gegeben, wie das Leben dort sein kann und was meine Aufgaben sein könnten. Also mein Beitrag für die Gemeinschaft. Bis es soweit ist, visualiere ich weiter das geplante.
Der gezeigte Plan zeigt, wie die Ansicht eines in Spalten aufgeschnittenen Apfels, das Innere des Kobels. Neu ist meine Farbgestaltung. Die Holzteile bleiben bis auf die Fenster unbehandelt, aber fast alle Stahlteile werden mit hellblauer Hammerschlagfarbe gestrichen. Das sind die Stützen, Fensterbleche und die Verbindungsklammern. Farblich weichen davon ab der matt schwarzgraue Ofen, das Bodenblech, sowie die Tafel für das Orgaboard.
20:36 Bald ist es so weit. Die Holzliste ist fertig. Fast alles was ich für den Wanderkobel brauche ist dort aufgelistet. Nämlich Holz ohne Ende. Aber so viel ist es auch nicht, nur 3,2 m3 also 1,5 t. Vom Preis bin ich auch im Zielrahmen. So kostet das Kilo 2,01 Euro. Um einiges günstiger als Spargel, nur mit dem Unterschied, dass das Holz nicht so gut schmeckt. Aber gut tun wird es mir trotzdem, wenn es verarbeitet ist. Ist eben auch was für die Seele.
16:26 Ich muss Holz bestellen, damit ich loslegen kann. Dafür brauch ich alle Massen für die Holzliste. Und so klein das Haus ist, es gibt einige Detail die dazu gelöst werden müssen. Die gute Nachricht – ich bin gut dabei. Ich kann hier nicht alles zeigen, was sich tut, aber einen Ausschnitt meiner Arbeit. Diesmal ist es die Treppe, ein wichtiges Element, soll sie doch funktional sein, Sommer wie Winter, leicht beim Transport und vielleicht sowas wie ein Möbelstück oder Terrassenersatz, wenn man vor dem Hauis sitzt und sich ausruht. Sagen wir mal so, sie ist einfach ausgefallen. Aber das muss ja nicht schlecht sein. Bei der Wahl des Standortes wird sich zeigen, ob sie etwas taugt. Braucht sie doch 2 m in der Länge. Freinacht muss ich aufpassen, weil die Treppe kann man aushängen. Ist sie doch Drehbar, wie bei einem Schiff der Steg, gelagert.
19:56 Langsam lernt er laufen, der Wanderkobel. Das muss er, denn er hat noch viel vor, wenn er reisen will. Ganz so zufrieden bin ich aber nicht, vorallem mit der Dimensionierung. Denke, das ergibt sich noch. Erste Devise ist sicher stehen. Zu der vorhin schon angedachten Zugstrebe kommen noch Seitenstreben. Die Sollen verhindern, dass das Gebäude in Achse schaukelt. Umgehaut hätte es das sichern nicht, weil die Kopfplatte von der Stütze groß und gut verschraubt ist. Aber sicher ist sicher.
23:19 Entgegen dem was der Titel vermuten lässt: Nein, bei mir geht es meist im Leben erst los, wenn ich mir einen Plan gemacht habe. Denn ich liebe Pläne. Aber dass es für ein kleines Haus so wenig Plan braucht, um das wesentliche fürs Bauen darzusellen, weil fast alle Teile gleich sind, hat mich schon erstaunt. War doch das bei der Ausführungplaung der OpenSourceSauna ganz was anderes. Seht selbst was ich heute gemacht habe. Das ist was für Sparsame nicht nur Papier betrifft, ohne eine Lupe gebrauchen zu müssen. Nicht mehr als ein A3 Papier und der Rohbau ist festgelegt.
18:48 Auch wenn ich so viele Baustellen habe und es überall nur ein bisschen vorwärts geht, so habe ich doch eine Entscheidung getroffen. Ich brauche einen fahrbaren Untersatz. Da ich eigentlich zwei Räder bevorzuge, habe ich mich zu einem Kompromiss durchgerungen und mich mal für drei Räder entschieden: ich will mir eine Ape kaufen. Schnell habe ich festgestellt, warum dieses praktische Gefährt so selten zu sehen ist. Es ist langsam und relativ teuer. Aber nachdem ich den Kobel im Plan in Teile zerlegt und auf Paletten gepackt habe, ist sie erstaunlich pratisch und gut beladbar. Ganze 800kg Zuladung. Da passt natürlich nicht alles auf einmal drauf, aber auf zweimal fahren könnte es klappen. Die Tage werde ich mir einige Modelle ansehen. Ich habe noch einige Fragen, was die Bedienbarkeit betrifft mit meinen lahmen Fuß. Und ich habe da noch eine Idee, wie ich doch alles auf einmal transportieren könnte. Aber dazu bei anderer Gelegenheit. Also an die Arbeit fleißiges Bienchen!
Der lange Wunsch wird real: Wer nur lang genug davon träumt, macht es irgendwann wahr. Erst im Kopf, dann am Papier und dann bunt und in Farbe: Leben in einem Holzhaus. Mitten in der Natur. Es wird sich zeigen, ob der Traum von der Vorstellung von diesem Leben mit der Realität übereinstimmt. Es bleibt also spannend.