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Josef und sein „Gesellenstück“ der Kobel (2016)

Jeder fängt klein an

Aufgewachsen bin ich in Feldafing am Starnbergersee in einem Bahnhof mit einem für Kinder rießigem Garten und Bahngelände. Ich war also schon immer draußen zuhause. Dort haben wir ohne direkte Aufsicht alles gemacht was man macht, wenn man gelassen wird: Fußballsspielen, Inlinehockey, Schlittenfahren, Iglu bauen, Pflanzen und Inseken sammeln, Bäume fällen, Hütten und Baumhäuser bauen, Kettcar, Rad und Mopedfahren, an den Fahrzeugen schrauben, in der Werkstatt arbeiten.

Der Verfall, die Blüte des Lebens

Nur selten blieb ich zuhause, meist nur weil ich Hausaufgaben machen musste. Wenig Komfort war ich gewohnt bei dem mal königlichen Gebäude aus dem Jahr 1865: Nur Küche und Wohnzimmer beheizt mit Holz. Bad, Flur und Kinder/Schlafzimmer waren nicht beheizt. Warmwasser nur über Elektroboiler. Unter der Woche mit Waschlappen waschen, am Wochende wurde der Holzboiler für das warme Wannenbad angeheizt. Es war eine Zeit des Verfalls. Und es war die beste Zeit, die Blüte sozusagen, was die Möglichkeiten betrifft frei zu machen und zu gestalten was man will.

Vom Reichtum anderer leben

Immer neue Hobbies taten sich auf als der Recyclinghof auf der anderen Bahnseite aufmachte, wo man wie in einem kostenlosen Warenhaus sich nach belieben bedienen konnte an dem, was andere für wertlos hielten. Und wir reden hier von dem reichsten Landkreis Deutschlands! So war es erstaunlich was dort, vor allem am Wochenende, abgeliefert wurde. Platz für alles war in den zahlreichen Schuppen und auf unserem Gelände.

Augen auf bei der Berufswahl

Bauen war immer ein Thema. Ob betonieren von Frühbeten für den Garten oder eine Sauna aus Recyclingmaterial. Das hat sich dann auch in der Berufswahl niedergeschlagen, als ich inspieriert durch einen Freund Architektur studiert habe. Die Semensterferien arbeitete ich in einer Zimmerei im Nachbardorf Pöcking. Nachdem ich das Studium beendet und mehrere Jahre gearbeitet habe, bekamm ich irgenwann, vor lauter in den Monitor schauen den Rappel eine Zimmererlehre zu machen, um anschließend auf die Walz zu gehen. Die Lehre erfolgreich abgeschlossen, hatte ich danach einen Unfall. Ich war am Boden zerstört. Nichts würde mehr wie vorher gehen. Ich erholte mich, arbeitete wieder im Büro, fand wieder zu mir und schöpfte neuen Mut in einem alten Projekt, dem Kobel. Eine Fortschreibung in anderer Nutzung und weitere Ideen in anderer Form.

Das Neue im Alten

Jetzt bin ich irgenwo wieder an dem Punkt, dass ich mich weiterentwickeln will, auf einem andern Feld als bisher. Den Wendepunkt setzt der Wanderkobel mit dem ich sowas wie eine Wanderschaft machen will, nur mit einem „Schneckenhaus am Buckel“, weil ich durch den Unfall nicht mehr so gut gehen kann. Mal sehen wie lange die Wanderschaft dauert und wohin es mich verschlägt.